Leitantrag zu Diversität, Chancengleichheit und Inklusion in der bayerischen Hochschullandschaft

BESCHLUSS

Bay­erns Hochschulen ste­hen im Zen­trum des gesellschaftlichen Diskurs­es, indem sie Begeg­nun­gen zwis­chen diversen Grup­pen fördern und als Foren für den Aus­tausch ein­er Vielzahl von Per­spek­tiv­en, Stand­punk­ten und Forderun­gen dienen. Wir appel­lieren an alle Stakeholder:innen der bay­erischen Hochschulen und Uni­ver­sitäten, sich aktiv für den Erhalt, die Förderung und die bewusste Gestal­tung dieser zen­tralen Foren des gesellschaftlichen Diskurs­es einzuset­zen. Nur durch gezielte Maß­nah­men, die Diver­sität unter­stützen und nicht ein­schränken, kann ein vielfältiges Miteinan­der gewährleis­tet wer­den. Es müssen Schw­er­punk­te geset­zt wer­den, die Feind­seligkeit gegen einzelne Grup­pen, wie beispiel­sweise queere und ins­beson­dere trans* Per­so­n­en, Frauen, Ausländer:innen, oder Men­schen mit Beein­träch­ti­gun­gen an den bay­erischen Hochschulen bekämpfen, und zeigen, dass bay­erische Hochschulen und Uni­ver­sitäten offene und trans­par­ente Orte kul­tureller Vielfalt sind.

Ein wichtiger The­menkom­plex hier­bei ist der sprach­liche Umgang im Forschungs‑, Lehr- und Lernkon­text. Gewalt­freie, auf Augen­höhe stat­tfind­ende Kom­mu­nika­tion sollte schon längst den Dia­log prä­gen, doch auch darüber hin­aus gilt es, einiges zu beacht­en. Inklu­sive Sprache, die alle Men­schen ein­schließt, fördert ein offenes Miteinan­der, in dem Men­schen ihre per­sön­liche Iden­tität frei leben dür­fen und keine Angst vor Äch­tung oder Diskri­m­inierung haben müssen. Ein Ver­bot inklu­siv­er, gen­derg­erechter Sprache ist an dieser Stelle unhalt­bar. Es erschw­ert die Fortschritte in Rich­tung Geschlechterg­erechtigkeit, ver­nach­läs­sigt die Bedürfnisse und Rechte von Men­schen, die sich durch tra­di­tionelle Sprach­for­men nicht oder nur unzure­ichend repräsen­tiert fühlen, und diskri­m­iniert zahlre­iche Mit­glieder der bay­erischen Hochschul­ge­mein­schaft.

Mit Blick auf die inter­na­tionalen Kohort­en, die den Aus­tausch inner­halb der Hochschul­land­schaft so wertvoll ergänzen, wird die Ver­füg­barkeit englis­chsprachiger bzw. mehrsprachiger, für die jew­eili­gen Stu­di­engänge benötigter Inhalte unab­d­ing­bar. Doch nicht nur für die inter­na­tionalen Studieren­den braucht es ergänzende, ver­ständliche Kom­men­tierun­gen. Es braucht sie für alle stu­di­en­rel­e­van­ten Recht­s­texte, sodass alle Mit­glieder der Hochschulen sich ihrer Rechte und Pflicht­en bewusst wer­den kön­nen. Es sind darüber hin­aus Auf­gaben wie die Nachrüs­tung zur tech­nis­chen Bar­ri­ere­frei­heit, gle­icher­maßen wie unter anderem eine bar­ri­ere­freie Sprache für Studierende mit Leseschwierigkeit­en, die unverzicht­bar sind, damit Chan­cen­gle­ich­heit erre­icht wer­den kann.

Chan­cen­gle­ich­heit darf allerd­ings nicht bei der Sprache aufhören! Ob bar­ri­ere­freie Cam­pus oder ein gerecht­es, leicht zugänglich­es BAföG mit angemesse­nen und aus­re­ichen­den Sätzen oder bezahlbarem Wohn­raum: Die Hochschul­land­schaft muss sich maßge­blich entwick­eln, damit Men­schen unab­hängig von ihren Aus­gangs­be­din­gun­gen bei gle­ich­er Eig­nung die gle­iche Chance auf einen akademis­chen Abschluss haben. Hierzu zählt auch das Vorantreiben der baulichen Bar­ri­ere­frei­heit, die Men­schen mit kör­per­lichen und oder psy­chis­chen Beein­träch­ti­gun­gen den Zugang zu Bil­dung ermöglicht. Nur so kön­nen bay­erische Uni­ver­sitäten und Hochschulen ihre Ver­ant­wor­tung tra­gen, allen das Recht auf Bil­dung zu gewährleis­ten. 

Damit Deutsch­land und Bay­ern die Errun­gen­schaften der ver­gan­genen Jahre nicht nur für sich nutzen, son­dern im Sinne ein­er nach­halti­gen Entwick­lung in alle Welt tra­gen, ist darüber hin­aus der Zugang zu Bil­dung für geeignete Inter­essierte aus aller Welt zu gewährleis­ten. Die Ein­führung von Stu­di­enge­bühren ist hier­bei eben­so wenig zuträglich wie das Fes­thal­ten an auss­chließlich deutschsprachi­gen Stu­di­engän­gen, die eine Öff­nung für kluge Köpfe aller Nation­al­itäten ver­hin­dern. Die Inte­gra­tion von Studieren­den aus weit­en Teilen der Welt kann somit dem sich hierzu­lande immer weit­er zus­pitzen­dem Fachkräfte­man­gel ent­ge­gen­wirken.

Ein abschließen­der Blick auf die Lehre selb­st macht deut­lich, wie wichtig ein Fokus auf Diver­sität in jed­er einzel­nen Lehrver­anstal­tung ist. Unter­schiedliche Aus­gangs­be­din­gun­gen, ob auf­grund von Herkun­ft, famil­iär­er Sit­u­a­tion, sozialem Umfeld, Reli­gion­szuge­hörigkeit oder der eige­nen Geschlecht­si­den­tität oder Per­son, dür­fen keinen Grund für Chan­ce­nun­gerechtigkeit darstellen. Die nieder­schwelli­gen Zugänge zum Nachteil­saus­gle­ich und weit­eren Unter­stützungs­maß­nah­men für Studierende mit Beein­träch­ti­gun­gen müssen ange­boten wer­den.

Es ist an der Zeit, dass wir gemein­sam unsere bay­erische Hochschul­land­schaft vorantreiben und nach­haltig zukun­fts­fähig machen, indem wir sie an heutige Bedürfnisse unser­er Gesellschaft anpassen — damit müssen wir heute anfan­gen!

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