Forderung nach staatlicher Regelung der Finanzierung der Psychotherapie-Weiterbildung

BESCHLUSS

Der Bay­erische Lan­desstudieren­den­rat (BayStu­Ra) unter­stützt die Forderung nach ein­er geset­zlichen Regelung zur Finanzierung der Psy­chother­a­pie-Weit­er­bil­dung, die nach der Reform des Psy­chother­a­pieaus­bil­dungsre­for­mge­set­zes bis­lang nicht gesichert ist. Damit schließt er sich unter anderem lange ste­hen­den Forderun­gen der Psy­cholo­gie Fach­schaften Kon­ferenz (Psy­FaKo) [1], Forderun­gen der Deutschen Psy­chother­a­peuten Vere­ini­gung (DPtV), der Deutschen Gesellschaft für Psy­cholo­gie (DGP), dem Fakultä­tentag Psy­cholo­gie (FTP) [2] und der Bun­de­spsy­chother­a­peutenkam­mer (BPTK) [3] an. Wenn keine Finanzierung für die Weit­er­bil­dung ver­ab­schiedet wird, kann es kaum neuen Fachpsychotherapeut*innen geben und die Ver­sorgung von Psy­chother­a­pie in Deutsch­land würde zunehmend ver­ringert wer­den. Bere­its jet­zt verzögert sich die Aus­bil­dung neuer Psychotherapeut*innen, da für die Abschluss­jahrgänge des neuen Sys­tems keine Weit­er­bil­dungsplätze zur Ver­fü­gung ste­hen, was die Leben­s­pla­nung der Absolvent*innen schw­er trifft und ins­beson­dere bei aktuellen und zukün­fti­gen Studieren­den zu mas­siv­er Verun­sicherung führt. Als BayStu­Ra sehen wir die Sich­er­stel­lung eines voll­ständi­gen Aus­bil­dungswegs als essen­tiell an. Wir beto­nen aber ins­beson­dere auch, dass der Man­gel an Weit­er­bil­dungsplätzen mit­tel­fristig zu ein­er mas­siv­en Ver­schär­fung der bere­its jet­zt schwieri­gen Psy­chother­a­peutis­chen Ver­sorgungslage führen wird, da viele heutige Psychotherapeut*innen alters­be­d­ingt auss­chei­den [3], was ein großes Prob­lem für die kom­plette Gesellschaft darstellt.

Psy­chis­che Erkrankun­gen sind weit ver­bre­it­et – bere­its heute lei­det jede*r Dritte im Laufe ihres*seines Lebens unter ein­er psy­chis­chen Erkrankung [3] und die Wartezeit­en auf Psy­chother­a­pieplätze liegen im Durch­schnitt bei 142 Tagen [4]. Psy­chis­che Erkrankun­gen sind die Haup­tur­sache für Erwerb­s­min­derung [5] und mit steigen­der Ten­denz die drit­thäu­fig­ste Ursache für Arbeit­sun­fähigkeit, nach Erkrankun­gen des Atmungssys­tems und des Muskel-Skelett-Sys­tems [6, 7, 8]. Eine frühzeit­ige Diag­nose und Behand­lung verbessert Heilungschan­cen und ver­ringert langfristige gesellschaftliche sowie wirtschaftliche Fol­gekosten. Fol­glich ist es von entschei­den­der Bedeu­tung, diese dro­hende Ver­sorgungslücke zu schließen und weit­er­hin neue Therapeut*innen auszu­bilden – sowohl um das Leid der betrof­fe­nen Men­schen zu ver­ringern als auch um die langfristi­gen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fol­gekosten zu reduzieren. Dafür ist eine Finanzierung der Weit­er­bil­dung für Psychotherapeut*innen abso­lut notwendig und muss schnell­st­möglich umge­set­zt wer­den.

Begrün­dung:

Vor eini­gen Jahren hat eine Reform des Psy­chother­a­peutenge­set­zes den Aus­bil­dungsweg für Psychotherapeut*innen an die Fachärzt*innen-Weiterbildung angeglichen, unter anderem, um prekäre Arbeits­be­din­gun­gen in der “alten” Aus­bil­dung zu verbessern. Dafür wurde das Studi­um geän­dert und nach dem Mas­ter müssen Psy­cholo­gi­es­tudierende eine

fün­fjährige Weit­er­bil­dung absolvieren, um ihre Fachkunde zu erlan­gen (also mit den Krankenkassen abrech­nen zu kön­nen) [9]. Allerd­ings ist die Finanzierung dieser Weit­er­bil­dung nicht gek­lärt. Deshalb gibt es kaum Weit­er­bil­dungsplätze und wenn kein Gesetz dazu kommt, wird der erste große Abschluss­jahrgang Psy­cholo­gi­es­tudieren­der im “neuen Sys­tem” diesen Som­mer und alle darauf­fol­gen­den ihren Aus­bil­dungsweg prak­tisch nicht fort­set­zen kön­nen [10]. Das ist nicht nur für Psy­cholo­gi­es­tudierende desas­trös, son­dern bringt auch die Ver­sorgung von Psy­chother­a­pie deutsch­landweit in Gefahr. Mit ein­er Posi­tion­ierung dafür würde sich der BayStu­Ra lange ste­hen­den Forderun­gen der Psy­cholo­gie Fach­schaften Kon­ferenz (Psy­FaKo) [1], sowie Forderun­gen der Deutschen Psy­chother­a­peuten­Vere­ini­gung (DPtV), der Deutschen Gesellschaft für Psy­cholo­gie (DGP), dem Fakultä­tentag Psy­cholo­gie (FTP) [2] und der Bun­de­spsy­chother­a­peutenkam­mer (BPtK) [3] anschließen. Eben­falls eine Finanzierung gefordert hat­ten unter anderem der Bun­desrat [11], Bay­erns Gesund­heitsmin­is­terin Judith Ger­lach [12] und die Präsi­dentin der Bun­de­spsy­chother­a­peutenkam­mer Andrea Benecke [13].

[1] https://psyfako.org/berufsweg-psychotherapie/

[2] https://www.aerztezeitung.de/Politik/Finanzierung-der-Psychotherapeuten-Weiterbildung-muss-auf-die-Agenda-455982.html

[3] https://www.bundestag.de/resource/blob/1029388/9fa5147a76a6547a652b97430023b72b/20_14_0234‑2–1‑_BPtK_GVSG_nicht-barrierefrei.pdf

[4] https://www.bptk.de/pressemitteilungen/psychisch-kranke-warten-142-tage-auf-eine-psychotherapeutische-behandlung/

[5] https://www.deutsche-rentenversicherung.de/Bund/DE/Presse/Pressemitteilungen/pressemitteilungen_archive/2021/2021_11_30_psych_erkrankungen_erwerbsminderung.html

[6] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/77239/umfrage/krankheit-hauptursachen-fuer-arbeitsunfaehigkeit/

[7] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/254192/umfrage/entwicklung-der-au-tage-aufgrund-psychischer-erkrankungen-nach-geschlecht/

[8] https://www.dak.de/dak/unternehmen/reporte-forschung/psychreport-2024_57364

[9] https://www.bundesgesundheitsministerium.de/psychotherapeutenausbildung.html

[10] https://psyfako.org/weiterbildung/

[11] https://www.bundesrat.de/SharedDocs/drucksachen/2023/0401–0500/403–23(B).pdf?__blob=publicationFile&v=1

[12] https://www.bayern.de/gerlach-fordert-von-lauterbach-mehr-einsatz-fr-psychotherapeuten-weiterbildung-bayerns-gesundheitsministerin-anlsslich-des-44-psychotherapeutentags-in-wrzburg/

[13] https://www.aerzteblatt.de/news/protest-wegen-ungeregelter-finanzierung-der-psychotherapeutischen-weiterbildung-f9782250-4b43-4968-a887-b538ffdd9235

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