Der Bayerische Landesstudierendenrat (BayStuRa) betrachtet es als selbstverständlich, dass alle Studierenden einen gleichberechtigten Zugang zu Anwendungen der Künstlichen Intelligenz (KI) erhalten. Der Zugang ist von entscheidender Bedeutung, um die Bildungschancen zu erweitern und die Studierenden auf die Anforderungen der Zukunft vorzubereiten. Angesichts der wachsenden Nachfrage nach KI-Kompetenzen auf dem Arbeitsmarkt ist es unerlässlich, dass Studierende in der Anwendung und im kompetenten Umgang mit KI-Technologien gefördert werden. Ziel muss es sein, dass KI die Lehre augmentiert, indem sie sie effektiver und effizienter gestaltet, Lehrkräfte entlastet und Studierende adaptiv zukunftsorientierte Kompetenzen bzgl. Möglichkeiten und Nutzung, aber auch bzgl. Grenzen und Gefahren von KI entwickeln lässt.
Regelmäßige Fortbildungsangebote und Workshops sind unerlässlich, um Lehrkräfte im Umgang mit KI-Technologien zu schulen und das damit verbundene didaktische Potenzial voll auszuschöpfen. Lehrende sollten kontinuierlich ihre Kompetenzen hinsichtlich der neuesten Entwicklungen erweitern, um die Möglichkeiten von KI in der Lehre optimal zu nutzen. [1] Zusätzlich müssen die Auswirkungen dieser Fortbildungsmaßnahmen auf die Lehre und den Kompetenzerwerb der Studierenden regelmäßig evaluiert werden, um sicherzustellen, dass sie den gewünschten Kompetenzerwerb fördern und es den Lehrkräften ermöglichen, KI effektiv einzusetzen.
Zusätzlich müssen den Studierenden Weiterbildungsmöglichkeiten sowohl zum generellen als auch zum fachspezifischen Umgang mit KI-Technologien angeboten werden, um ihre Fähigkeiten und ihr Verständnis für diese Technologien zu vertiefen. Dies stärkt ihre Digitalkompetenzen und bereitet sie auf die Anforderungen eines dynamischen Arbeitsmarktes vor. Die KI-Studie des Forschungs- und Innovationslabors Digitale Lehre (FIDL) unterstreicht die Notwendigkeit einer umfassenden Kompetenzvermittlung, um den Studierenden einen sicheren und effektiven Umgang mit KI zu ermöglichen. [2]
Die Bereitstellung ausreichender finanzieller Mittel ist eine grundlegende Voraussetzung, um den Change-Prozess zur Implementierung und Weiterentwicklung von KI-Maßnahmen in der Lehre erfolgreich zu gestalten. Dazu gehört die Sicherstellung der personellen Ausstattung, die Anschaffung und Entwicklung der nötigen Technologien sowie die Finanzierung von Schulungen. Diese Investitionen sind notwendig, um KI zu integrieren und die Lehrkräfte sowie die Studierenden fortlaufend zu qualifizieren. Ohne eine ausreichende Finanzierung besteht die Gefahr, dass Hochschulen im wissenschaftlichen Wettbewerb zurückfallen, was die Bildungsqualität und Wettbewerbsfähigkeit des Hochschulstandorts Bayern negativ beeinflussen würde.
Hochschulen müssen KI-Strategien entwickeln, die dynamische Reaktionen ermöglichen. Eine langfristige Planung und koordinierte Abstimmung innerhalb der Hochschulen sind unerlässlich, um den umfassenden und effektiven Einsatz von KI zu gestalten. Dies erfordert die Partizipation aller Beteiligten, eine offene Kommunikation und eine interdisziplinäre Zusammenarbeit. Die Hochschulen sind aufgefordert, Lehrmodule zu entwickeln, die zukunftsorientierte Kompetenzen fördern. Innovative und kooperative Lernsettings sollen dem zugrunde liegen. [3] Regelmäßige Qualitätskontrollen der KI-Systeme sind durchzuführen, um sicherzustellen, dass diese zuverlässig und effektiv arbeiten und kontinuierlich verbessert werden [4].
Um KI erfolgreich in die Lehre zu integrieren, müssen klare Richtlinien für den Datenschutz und den ethischen Umgang sowie für Prüfungsformen entwickelt werden, die den Einsatz von KI berücksichtigen. Diese Richtlinien müssen innovative Prüfungsansätze ermöglichen und fördern, die über traditionelle schriftliche Arbeiten hinausgehen und den Einsatz moderner Hilfsmittel einschließen.
Diese Richtlinien gewährleisten den verantwortungsvollen Umgang mit persönlichen Daten der Studierenden und vertraulichen Dokumenten und stellen sicher, dass die Nutzung von KI in der Lehre nicht nur rechtskonform, sondern auch ethisch vertretbar ist. Dabei wird die Einhaltung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) als Grundannahme betrachtet. Der Deutsche Ethikrat hebt hervor, dass bei der Nutzung von KI eine Balance zwischen technologischem Fortschritt und ethischer Verantwortung notwendig ist, insbesondere in Bezug auf den Schutz personenbezogener Daten [5]. Transparenz ist dabei von höchster Bedeutung: Studierende sollen nachvollziehen können, welche ihrer Daten verwendet werden und welche Entscheidungen darauf basieren.
Rechtliche Rahmenbedingungen zum Urheberrecht, Prüfungsrecht und Datenschutz sind zu schaffen, die den Einsatz von KI-Technologien regulieren und verbindliche, zuverlässige Regeln ermöglichen. Hochschulen müssen festlegen, in welchem Umfang und in welcher Form KI in Lehrveranstaltungen und Prüfungen eingesetzt werden soll. Die FIDL-KI Studie weist auf die Bedeutung einer klaren rechtlichen Rahmung hin, um den Einsatz von KI rechtssicher und ethisch verantwortlich zu gestalten [2].
Der Umgang mit KI muss als fortlaufender Prozess betrachtet werden, der kontinuierlich angepasst und verbessert wird. Regelmäßige Evaluierungen und Überarbeitungen der Strategien und Methoden sind erforderlich, um auf neue Entwicklungen und Herausforderungen reagieren zu können. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit ist zu fördern, um den Wissenstransfer und die Verbreitung innovativer Anwendungen sicherzustellen. [6]
Eine innovationsfreundliche Kultur muss gefördert werden, unter anderem indem Studierende aktiv in die Nutzung und Entwicklung von KI-Anwendungen eingebunden werden. Dies schließt die Vermittlung eines kritischen Umgangs mit KI, insbesondere generativer ein, statt solche Technologien zu verbieten. Die Partizipation der Studierenden in der Anschaffung, Entwicklung, und Nutz-ung von KI-Anwendungen ist entscheidend, um deren Perspektiven und Bedürfnisse zu berücksichtigen. Darüber hinaus erhöht die Einbindung die Akzeptanz sowie die Effektivität der Technologien. Entsprechend gestaltete Prozesse tragen dazu bei, praxisnahe und bedarfsgerechte Lösungen zu entwickeln, die den Lernprozess optimieren und eine nachhaltige Implementierung von KI in der Hochschullehre sicherstellen.
Die genannten Maßnahmen sind essenziell für die erfolgreiche Integration von KI in die bayerische Hochschullehre. Sie fördern nicht nur die Chancengleichheit und die Lehrqualität, sondern bereiten die Studierenden optimal auf Herausforderungen der Arbeitswelt und der Gesellschaft von morgen vor. Der Bayerische Landesstudierendenrat fordert die Unterstützung und Umsetzung dieser Maßnahmen durch alle betroffenen Stakeholder*innen, um die Bildungslandschaft in Bayern nachhaltig zu verbessern.
Quellen:
[1] Hochschulforum Digitalisierung, “Hochschulstrategie für die Zukunft – Digitalisierung in Studium und Lehre,” 2023. [Online]. Available: https://hochschulforumdigitalisierung.de/sites/default/files/dateien/HFD_AP_66_Leitfaden_Digitale_Barrierefreiheit.pdf. Accessed: Jun. 7, 2024.
[2] Forschungs- und Innovationslabor Digitale Lehre (FIDL), “KI-Studie 2024: Chancen und Herausforderungen für die Hochschullehre,” 2024. [Online]. Available: https://fidl.education/wp-content/uploads/2024/06/FIDL_KI_Studie_2024_Web.pdf. Accessed: Jun. 7, 2024.
[3] B. Zinger et al., „Lehrlabor3 — ein Netzwerk zur teambasierten Lehrentwicklung: [Einblicke und Ergebnisse in ein hochschul- und rollenübergreifendes Programm zur Lehrentwicklung in der Hochschulbildung 05/2022 – 04/2023],“ opus4.kobv.de, Mar. 2023, doi: 10.34646/thn/ohmdok-925.
[4] Hochschulforum Digitalisierung, “Monitor Digitalisierung 360°: Eine umfassende Übersicht zur Digitalisierung in der Hochschulbildung,” 2023. [Online]. Available: https://hochschulforumdigitalisierung.de/sites/default/files/dateien/HFD_AP_68_Monitor_Digitalisierung.pdf. Accessed: Jun. 7, 2024.
[5] Deutscher Ethikrat, “Mensch und Maschine – Herausforderungen durch Künstliche Intelligenz,” 2023. [Online]. Available: https://www.ethikrat.org/fileadmin/Publikationen/Stellungnahmen/deutsch/stellungnahme-mensch-und-maschine.pdf. Accessed: Jun. 7, 2024.
[6] Wissenschaftsrat, “Hochschulstrategien für eine digitale Zukunft,” 2022. [Online]. Available: https://www.wissenschaftsrat.de/download/2022/9848–22.pdf?__blob=publicationFile&v=14. Accessed: Jun. 7, 2024.