​​Studentische Gesundheit​ 

BESCHLUSS

Für Studierende ist die eigene Gesund­heit ein Ker­nele­ment erfol­gre­ichen Studi­ums, welch­es nur dann gesund­heits­fördernd und nach­haltig absolviert wer­den kann, wenn die Hochschulen ein entsprechen­des Umfeld bieten. Stu­den­tis­che Gesund­heit gliedert sich hier­bei in die zwei großen Teil­bere­iche psy­chis­che und physis­che Gesund­heit, welche wiederum zahlre­iche Unterthe­men bein­hal­ten, die im Fol­gen­den aus­führlich beleuchtet und unter Beach­tung von aktuellen Prob­le­men, beste­hen­den Best Prac­tices und möglichen 

Entwick­lungsmöglichkeit­en aufgear­beit­et wer­den. Laut der best3-Studie [1] haben etwa 16% der Studieren­den eine stu­di­ener­schw­erende Beein­träch­ti­gung, wobei die Ten­den­zen steigen. Diese The­matik ist bish­er in der Hochschul­land­schaft stark unter­repräsen­tiert. Zugle­ich dür­fen finanzielle Rah­menbe­din­gun­gen dabei nicht aus dem Blick ger­at­en – der BayStu­Ra hat bere­its in seinem Beschluss zur stu­den­tis­chen Kranken­ver­sicherung betont, wie wichtig faire und zukun­ft­sori­en­tierte Ver­sicherungsregelun­gen für alle Studieren­den egal welch­er Biografie sind. Das vor­liegende Posi­tion­spa­pi­er soll somit ein­er­seits allen Stake­hold­ern ver­mit­teln, wie weitre­ichend das The­men­feld ist und wie viel erre­icht wer­den kann, ander­er­seits die Lösung­sum­set­zung opti­mieren und Syn­ergien schaf­fen. Hochschulen soll­ten physis­che und psy­chis­che Gesund­heit gle­ich­w­er­tig fördern und die hier­für benötigte, angepasste Infra­struk­tur bere­it­stellen. Wir fordern daher die Ein­führung und Förderung eines stu­den­tis­chen Gesund­heits­man­age­ments (SGM) an allen bay­erischen Hochschulen und Uni­ver­sitäten. Diese Forderung ist Teil eines Strate­giepa­piers des Arbeit­skreis­es gesund­heits­fördernde Hochschulen. Ein SGM kann sowohl neue Ange­bote erschließen als auch eine bessere Ken­nt­nis und leichtere Zugänglichkeit von bere­its beste­hen­den Ange­boten ermöglichen. Des Weit­eren soll­ten alle stu­den­tis­chen Gesund­heits­man­age­ments, z. B. über den Arbeit­skreis gesund­heits­fördernde Hochschulen, miteinan­der ver­net­zt wer­den. Ein­er­seits braucht es den über­greifend­en Erfahrungsaus­tausch, ander­er­seits müssen auf­grund der Het­ero­gen­ität der Hochschulen Her­aus­forderun­gen, Bedürfnisse und Ressourcen der Studieren­den jedes spez­i­fis­chen Stan­dorts einzeln ermit­telt wer­den, um ziel­gerichtete Maß­nah­men und Ange­bote entwick­eln zu kön­nen. 

Heute find­en sich lei­der häu­fig Prob­leme physis­ch­er Gesund­heit im All­t­ag der Studieren­den an Hochschulen. Hierzu gibt es defin­i­tiv aller­lei Poten­tial zur Verbesserung. Hörsäle, die wed­er bar­ri­erearm noch ergonomisch aus­ges­tat­tet sind, zwin­gen Studierende in gesund­heitlich schädliche Hal­tun­gen und bilden häu­fig den Aus­gangspunkt von Rück­en­schmerzen und Verspan­nun­gen [2]. 

Bedenkt man, dass viele Studierende jede Woche cir­ca 15 Stun­den in Hörsälen und Sem­i­nar­räu­men ver­brin­gen, wird deut­lich, wie wichtig ergonomis­che Arbeit­splätze sind. Dies gilt selb­stver­ständlich auch für stu­den­tis­che Lern­plätze, an denen zusät­zlich zahlre­iche Stun­den ver­bracht wer­den [3]. Wir fordern für den Arbeit­sall­t­ag von Studieren­den diesel­ben Bedin­gun­gen wie für staatliche Mitar­bei­t­ende, sodass bere­its auf dieser Ebene Gesund­heit vol­lum­fänglich mitgedacht wird. Ins­beson­dere bei Ren­ovierun­gen fordern wir eine Ein­hal­tung entsprechen­der Stan­dards, aber auch bei der Neubeschaf­fung von Mobil­iar müssen entsprechende Kri­te­rien erfüllt wer­den. Um das Arbeit­en im Ste­hen zu ermöglichen, soll­ten Uni­ver­sitäts­bib­lio­theken beispiel­sweise Auf­sätze für Schreibtis­che aus­geben. 

Über Arbeit­splätze hin­aus benöti­gen Hochschulen mehr Rück­zugsräume, die zwis­chen einzel­nen Lehrver­anstal­tun­gen die Möglichkeit für Pausen und Entspan­nung zulassen, sodass das kör­per­liche Wohlbefind­en an den Stan­dorten von Hochschulen verbessert wird. Hier sind oft­mals bere­its ein­fache Sitzmöglichkeit­en eine enorme Aufw­er­tung, weswe­gen im Rah­men von Gebäudekonzepten umset­zbare Erhol­ungs­flächen entste­hen soll­ten. Zusät­zliche Rück­zugs- und Erhol­ungsräume ergänzen offene Raumkonzepte. 

Im Rah­men physis­ch­er Gesund­heit soll­ten Sport­pro­gramme für Studierende aus­ge­baut und unkom­pliziert zugänglich gemacht wer­den. Beispiele wie „FAU bewegt“ oder der zen­trale Hochschul­sport an vie­len Stan­dorten sind gute Beispiele, wie sys­tem­a­tisch ein großflächiges Ange­bot geschaf­fen wer­den kann [4], [5]. Ein aus­gedehntes Sportange­bot eröffnet die Möglichkeit zum Austesten neuer Sportarten, schafft ein Gemein­schafts­ge­fühl und unter­stützt die Fit­ness der Hochschul­ge­mein­schaft. Dieses Ange­bot muss kostengün­stig sein, sodass es für alle Studieren­den, unab­hängig von ihrer finanziellen Sit­u­a­tion, zugänglich ist. Eben­so darf solch­es Pro­gramm nicht auf Kosten ander­er Sparzwänge reduziert wer­den. Ein beson­deres Augen­merk bei Blick auf das Ange­bot sollte auf gesund­heits­fördernde Pro­gramme gelegt wer­den, die beispiel­sweise auf Vielsitzer*innen spezial­isiert sind und den Studieren­den Übun­gen und Meth­o­d­en an die Hand geben, auch langfristig ihren All­t­ag gesund zu stem­men. Hier kann eine Zusam­me­nar­beit mit Krankenkassen gegebe­nen­falls zielführend sein. Um den All­t­ag zudem gesund­heits­fördernd zu unter­stützen, soll­ten Hochschul­stan­dorte der­art gestal­tet sein, dass Bewe­gung gut in den All­t­ag inte­gri­ert wer­den kann. Dies begin­nt bei hellen, gut erre­ich­baren Trep­pen­häusern und geht bis zu sicheren Rad- und Fußwe­gen. Bei großen Cam­pus emp­fiehlt sich zudem die Ein­rich­tung eines Bike-Shar­ing-Sys­tems bzw. die Entwick­lung ein­er Nutzungsvere­in­barung mit den lokalen Anbi­etern solch­er Shar­ing-Dien­ste. Bewe­gung im All­t­ag attrak­tiv zu machen, muss daher eine gemein­same Anstren­gung von Hochschul­städten, Studieren­den­werken und den Hochschulen selb­st sein. Offen zugängliche Sport­stät­ten wie beispiel­sweise Trimm-Dich-Pfade oder Tis­chten­nis­plat­ten an den ver­schiede­nen Hochschul­stan­dorten anzu­bi­eten, schafft weit­ere Optio­nen, Sport in den All­t­ag zu inte­gri­eren. 

Die oben erwäh­nte Zusam­me­nar­beit mit Krankenkassen sollte zudem mit Blick auf Imp­fun­gen oder all­ge­meine Ange­bote zum Gesund­heitss­chutz in Betra­cht gezo­gen wer­den. Ähn­lich wie in großen Betrieben kann ein erweit­ertes Ange­bot für beispiel­sweise Grippeimp­fun­gen die Wahrnehmung solch­er Ange­bote erle­ichtern und somit einen erhöht­en Gesund­heitss­chutz bieten, wie 2021 im Bezug auf COVID-19-Imp­fun­gen bere­its von der HRK gefordert oder an der Hochschule Bre­men wahrgenom­men [6], [7]. Ins­beson­dere für inter­na­tionale und zuge­zo­gene Studierende kön­nen solche Ange­bote hil­fre­ich sein, da die Suche nach neuen Ärzten sich oft­mals schwierig darstellt. Dabei spie­len Präven­tion von und Aufk­lärung über Krankheit­en eine wichtige Rolle bei der Eindäm­mung der Ver­bre­itung dieser. Zu beto­nen ist, dass solche Ange­bote auss­chließlich frei­willig wahrgenom­men wer­den dür­fen und kein Studieren­der sich zu entsprechen­den verpflichtet fühlen sollte. 

Eben­so wenig wie Studierende zur Wahrnehmung von Ange­boten zur Präven­tion gezwun­gen wer­den soll­ten, soll­ten sie dazu gezwun­gen wer­den, in Fällen von Krankheit ihre Kurse zu besuchen. In zahlre­ichen Lehrver­anstal­tun­gen gibt es eine max­i­male Zahl an Fehlt­a­gen, die das sin­nvolle Auskuri­eren viel­er Krankheit­en schw­er bis unmöglich macht. Zum eige­nen Schutz gle­icher­maßen wie zum Schutz der Mit­studieren­den soll­ten für Fälle von Krankheit­en alter­na­tive Möglichkeit­en geboten wer­den. Sei es die hybride Teil­nahme oder das Ange­bot von Nach­holter­mi­nen für einzelne Mod­ulbe­standteile. Diese Lösun­gen müssen sowohl für akute als auch für chro­nis­che, physis­che eben­so wie psy­chis­che Erkrankun­gen gefun­den wer­den. Wenn auf­grund ein­er chro­nis­chen Erkrankung eine erfol­gre­iche Teil­nahme inner­halb eines Semes­ters nicht möglich ist, sollte beispiel­sweise eine Erweiterung auf zwei Semes­ter oder eine andere Form zum Able­gen des Moduls ermöglicht wer­den. Grund­lage für solche Son­der­regelun­gen muss eine entsprechende Krankschrei­bung sein, spez­i­fis­che Lösun­gen soll­ten in Koop­er­a­tion von Beratungsstellen, Lehren­den und Studieren­den erar­beit­et wer­den. Hier­für müssen trans­par­ente, bay­ern­weit ein­heitliche Stan­dards und Lösungswege entwick­elt wer­den, auf die einzelne Beratungsstellen zurück­greifen kön­nen, und Studieren­den müssen klare Rah­menbe­din­gun­gen, auch bei Hochschul­wech­sel, gegeben wer­den. Ähn­lich müssen Regelun­gen für Nachteil­saus­gle­iche entwick­elt wer­den. Dass bere­its hochschulin­tern maßge­bliche Unter­schiede in der Hand­habung von Nachteil­saus­gle­ichen gegeben sind, wie Studierende regelmäßig bericht­en, ist untrag­bar. Wie zahlre­iche Hochschulen beto­nen, geht es bei einem Nachteil­saus­gle­ich expliz­it nicht darum, Vorteile zu ver­schaf­fen, son­dern lediglich Chan­cen­gle­ich­heit zu gewährleis­ten. Auch hier­für müssen die entsprechen­den Sach­bear­beitun­gen und Beratungsstellen langfristig ein­gerichtet, aus­re­ichend aus­ges­tat­tet, gut geschult und fort­ge­bildet wer­den, sodass ein­heitliche Regelun­gen bay­ern­weit nicht nur auf dem Papi­er vorgeschrieben wer­den, son­dern auch in der Real­ität der Studieren­den Anwen­dung find­en. Stu­di­en­gangsspez­i­fis­che Lösun­gen müssen dann zum Greifen kom­men, wenn es um Flex­i­bil­ität im Auf­bau der Pro­gramme oder um Umwand­lung der beste­hen­den Prü­fungs­for­men für Aus­nah­me­fälle geht. Durch einen fair geregel­ten Nachteil­saus­gle­ich kön­nen Studierende stress­frei studieren und wis­sen, dass die per­sön­lichen Ein­schränkun­gen aus­re­ichend berück­sichtigt wer­den, dass dies keinen Grund zur Sorge einzel­ner Studieren­der darstellt. 

Erweit­ert man den Hor­i­zont möglich­er Ein­schränkun­gen, so wird schnell deut­lich, dass auch mit Blick auf Ernährung viele Studierende mit Ein­schränkun­gen leben müssen. Spezielle Diäten, beispiel­sweise gluten­freie oder auf Dia­betes angepasste Ernährung, ein­fache Allergien oder kul­turell bed­ingte Ernährungs­for­men nehmen eben­falls Ein­fluss auf den Stu­di­en­all­t­ag, wenn die Hochschul­gas­tronomie keine voll­w­er­ti­gen Gerichte für entsprechende Diäten anbi­etet. Dass Studierende mit gewis­sen Ein­schränkun­gen an manchen Hochschul­stan­dorten auss­chließlich eine trock­ene Sem­mel kon­sum­ieren kön­nen, darf nicht der Stan­dard sein, den wir in Bay­ern set­zen. Im Gegen­teil, die Hochschul­gas­tronomie muss für entsprechende Bedürfnisse gesunde Ange­bote und Alter­na­tiv­en bere­i­thal­ten und auch an kleinen Stan­dorten Optio­nen für ver­schiedene Diäten anbi­eten. Für die Men­sa der Zukun­ft hat der BayStu­Ra klare Vorschläge und Kri­te­rien entwick­elt, die im entsprechen­den Beschluss aus­ge­führt wer­den. Das erk­lärte Ziel der Hochschul­gas­tronomie muss eine gesunde, voll­w­er­tige und bezahlbare Lebens­mit­telver­sorgung der Studieren­den sein. 

Auch wenn die Bere­iche physis­che und psy­chis­che Gesund­heit nicht klar voneinan­der abzu­gren­zen sind und häu­fig ineinan­der­greifen, lag der bish­erige Fokus auf der physis­chen Gesund­heit. Die im Fol­gen­den erläuterten Aspek­te der psy­chis­chen Gesund­heit sind maßge­blich auch bee­in­flusst von den Kern­punk­ten zur physis­chen Gesund­heit – wie beispiel­sweise eine inklu­sive Men­sa, die keine Per­so­n­en aus­gren­zt, oder ein Sportange­bot, das zur Verbesserung des all­ge­meinen Wohlbefind­ens beitra­gen kann. 

Die men­tale Gesund­heit der Studieren­den ist zen­tral für ein erfol­gre­ich­es Studi­um. Doch statt offen über Prob­leme sprechen zu kön­nen, wer­den oft­mals The­men wie Depres­sio­nen oder Angst­störun­gen tabuisiert, während gle­ichzeit­ig pro­fes­sionelle Hil­f­sange­bote schw­er zu erre­ichen und über­lastet sind [8], [9], [10]. Um psy­chis­che Erkrankun­gen zu ent­tabuisieren, muss auch in der Hochschul­ge­mein­schaft all­ge­mein deut­lich­er darüber gesprochen wer­den. Beispiel­sweise soll­ten in Lehrver­anstal­tun­gen zu Beginn, wenn über Abgaben, Prü­fungsphasen und ähn­liche Inhalte gesprochen wird, auch die The­men Über­be­las­tung und psy­chis­che Prob­leme ange­sprochen und Lösungswege sowie Ansprech­per­so­n­en vorgestellt wer­den. Flex­i­ble Lösun­gen im Falle von sowohl physis­ch­er als auch psy­chis­ch­er Erkrankung sind maßge­blich, um ein erfol­gre­ich­es Studi­um zu ermöglichen. Hier­für braucht es eine verbesserte Betreu­ung durch Dozierende, denen rechtliche Möglichkeit­en bekan­nt sind und die durch gezielte Schu­lun­gen das nötige Bewusst­sein über die Prob­lematik erlan­gen. 

Vorhan­dene Hil­f­sange­bote müssen bess­er ver­net­zt und somit leichter zugänglich sein. Dies kann über ver­schiedene Kanäle erre­icht wer­den. Im ersten Schritt muss ein umfassender Webauftritt aufge­baut und regelmäßig über­ar­beit­et wer­den, der stets zu den kor­rek­ten Ansprech­per­so­n­en führt. Darüber hin­aus ist eine zen­trale Anlauf­stelle, die alle Anliegen behan­delt, essen­ziell. Diese ver­hin­dert mühevolle Suche nach den richti­gen Kon­tak­t­möglichkeit­en. Stattdessen soll­ten an diesen zen­tralen Stellen alle Anliegen erst­bear­beit­et, an die tat­säch­lich ver­ant­wortlichen Stellen weit­ergeleit­et und entsprechend dort voll­ständig aufgenom­men und unter­stützt wer­den. Hier­bei ist es maßge­blich, dass die Antwort niemals „Bitte wen­den Sie sich an …“ laut­en darf, son­dern stets „Hier­für ist … zuständig. Diese wer­den sich bei Ihnen melden.“ Ger­ade mit Blick auf psy­chis­che Erkrankun­gen ist eine Ver­ant­wor­tungs­del­e­ga­tion auss­chließlich an Betrof­fene ein großes Hin­der­nis, um Hil­fe zu suchen und anzunehmen. Wie bere­its angeschnit­ten, sind Dozierende eben­falls ein guter Aus­gangspunkt, um Erkrankun­gen zu ent­tabuisieren und als erste Anlauf­stellen zu dienen. Auch Stu­di­en­ber­atung und ähn­liche Stellen müssen für solche Fälle Aus­gangspunk­te wer­den. Diese kön­nen durch zusät­zliche Tutor*innen unter­stützt wer­den. Zum einen bedarf es expliz­it aus­ge­bilde­ter, nur für diese Auf­gaben zuständi­ger Tutor*innen wie beispiel­sweise Inklusionstutor*innen. Zum anderen kön­nen auch reg­uläre Tutor*innen unter­stützen, da sie als erste, nieder­schwellige Anlauf­stelle für Mit­studierende gut erre­ich­bar sind. Sie dür­fen unter keinen Umstän­den die Betreu­ung in Fällen psy­chis­ch­er Krankheit­en übernehmen, wohl aber nach ein­er entsprechen­den Schu­lung erste Kon­tak­t­per­so­n­en wer­den. Sie kön­nen Unter­stützung bieten, um die pro­fes­sionellen Beratungsange­bote zu find­en, den Weg ins Stu­di­en­büro begleit­en oder im ersten Moment ein offenes Ohr haben, um die richti­gen näch­sten Schritte einzuleit­en. Hier­für müssen sie expliz­it geschult und unter­stützt wer­den – gle­icher­maßen, um helfen und Gren­zen der eige­nen Kom­pe­tenz ziehen zu kön­nen. 

Um eine angemessene Kon­tak­tauf­nahme und Betreu­ung sich­er­stellen zu kön­nen, wird Ver­net­zung mit den richti­gen Stellen benötigt. Hier­von kann auch die kon­tinuier­liche Über­ar­beitung der laufend­en Pro­gramme und Ange­bote in ihren Inhal­ten prof­i­tieren. Hinzu kommt die Notwendigkeit des automa­tis­chen Aus­baus der Beratungsstellen bei Anwach­sen der Fal­lzahlen, um eine aus­re­ichende Betreu­ung darstellen zu kön­nen. Unter Berück­sich­ti­gung der DSGVO soll es ermöglicht wer­den, bear­beit­ete Fälle anonym zu analysieren, um Rückschlüsse auf die Bedürfnisse der Studieren­den zu ziehen. Dies führt im erfol­gre­ichen Abschluss zu möglichen Verän­derun­gen in Stu­di­engän­gen, Prü­fungs­for­men und Hochschu­lumge­bun­gen, um entsprechen­den Prob­le­men der Studieren­den vorzubeu­gen und ein gesun­des Stu­di­enum­feld zu schaf­fen. 

Zu möglichen Ange­boten zählen über die psy­chosozialen Beratungsstellen hin­aus auch Ange­bote, beispiel­sweise zur Stress­be­wäl­ti­gung, gegen Prü­fungs- oder Zukun­ft­sangst. Kurse, die bish­er nur für Mitar­bei­t­ende ein­gerichtet wur­den, sollen bei freien Kapaz­itäten eben­falls für Studierende geöffnet wer­den, um weit­ere Ent­las­tung zu schaf­fen. Dedi­zierte Kurse nur für Studierende müssen aus­ge­baut und angepasst wer­den. Solche Kurse müssen vielfältig sein, um den ver­schiede­nen Bedürfnis­sen der Studieren­den zu begeg­nen. So sind es ein­er­seits die klas­sis­chen Ange­bote gegen Prü­fungsangst, ander­er­seits auch neuar­tigere Ver­suche und test­weise einge­führte Mod­ule wie „Mind­ful-Cycling“ oder zur Stressre­duk­tion [11]. Die regelmäßige Eval­u­a­tion von Ange­boten stellt deren Wirk­samkeit sich­er und ermöglicht es, Kapaz­itäten für neue Pro­gramme zu eröff­nen, wenn nicht länger Angenommenes gestrichen wird. 

Um der erhe­blichen Stress­si­t­u­a­tion in Stu­di­engän­gen zu begeg­nen, ist es maßge­blich, dass die Zahl an Abgaben mit fes­ten Dead­lines begren­zt ist, Stun­den­pläne nicht über­voll sind und die Arbeit­slast in Stu­di­engän­gen nicht regelmäßig über eine reg­uläre Vol­lzeit­woche hin­aus­ge­ht. Um Per­so­n­en mit psy­chis­chen Krankheit­en Ent­las­tung zu ver­schaf­fen, müssen auch solche als Grund für ver­spätete Abgaben gew­ertet wer­den und Prü­fungsphasen der­art gestal­tet sein, dass sie psy­chis­chen Stress min­dern kön­nen. Eben­so bedarf es, ähn­lich wie im Falle des Nachteil­saus­gle­ichs, ein­heitlich­er Regelun­gen und eines klar definierten, trans­par­enten Umgangs. Diese Regelun­gen soll­ten ein­deutige Prozesse fes­tle­gen, eine indi­vidu­elle Sit­u­a­tion allerd­ings durch Gespräche oder entsprechende Bescheini­gun­gen von Ärzten berück­sichti­gen. Stu­di­engänge kön­nen durch mehr Flex­i­bil­ität in ihrer Aus­gestal­tung zudem Raum für indi­vidu­elle Bedürfnisse schaf­fen. Um nicht nur auf dem Papi­er Regelun­gen zu entwick­eln, son­dern diese auch inner­halb der Hochschul­ge­mein­schaft zu leben, müssen Schu­lun­gen für Lehrende im Bere­ich der (stu­den­tis­chen) Gesund­heit durchge­führt wer­den. Dies kann nicht nur Bewusst­sein über mögliche Prob­leme und Krankheit­en schaf­fen, son­dern eben auch konkrete Lösun­gen und Möglichkeit­en aufzeigen. 

Wichtig ist zu beto­nen, dass die Unter­stützung von Mit­studieren­den nicht auf Kosten der eige­nen Gesund­heit gehen darf. Häu­fig lan­den prob­lema­tis­che Krankheits­fälle, bei denen das Hochschul­sys­tem keine gute Lösung weiß, bei Studieren­den­vertre­tun­gen. Deshalb ist es von großer Bedeu­tung, auch die Studieren­den­vertre­tun­gen gut zu schulen und klare Kom­pe­ten­zen zu definieren, sodass nicht Einzelper­so­n­en ver­suchen, zu unter­stützen, wo dies längst per­sön­liche Kom­pe­ten­zen über­schre­it­et. Das ehre­namtliche Engage­ment ist ohne­hin häu­fig ein aus­ge­sprochen zeit­in­ten­sives, stress­fördern­des Unter­fan­gen, das ohne finanziellen Aus­gle­ich durchge­führt wird. Es ist daher wichtig, dass Ehrenamtler*innen beson­ders ent­lastet wer­den und für ihren Ein­satz mit aus­re­ichend Ressourcen aus­ges­tat­tet wer­den. Ins­beson­dere wenn die Studierendenvertreter*innen zen­trale Auf­gaben der Hochschulen unter­stützen, muss über eine finanzielle Ent­las­tung gesprochen wer­den. Eine mögliche solche Rolle übernehmen häu­fig zen­trale, hochschulpoli­tis­che Ämter, eben­so dedi­zierte Beauf­tragte für die The­men stu­den­tis­che Gesund­heit oder Gesund­heits­man­age­ment. Durch die flächen­deck­ende Ein­führung, Förderung und Ver­net­zung eines stu­den­tis­chen Gesund­heits­man­age­ments und die Schaf­fung entsprechen­der Ressourcen (Stel­lenan­teile, Bud­gets) kön­nen ein­er­seits gesund­heits­förder­liche Maß­nah­men umge­set­zt und ander­er­seits (oft­mals) ehre­namtlich engagierte Per­so­n­en ent­lastet wer­den. 

„Gesund­heits­förderung [kann] an ein­er Uni­ver­sität nicht als ehre­namtlich­es ‚Hob­by‘ beson­ders Engagiert­er beste­hen. Sie bedarf ein­er sta­bilen Organ­i­sa­tions- und Per­son­al­struk­tur und eines der Auf­gabe angemessen qual­i­fizierten Per­son­als“ [12]. 

Das stu­den­tis­che Ehre­namt ist eine von vie­len Säulen des Füreinan­der-Ein­ste­hens, die das Hochschulleben prä­gen und unter­stützen müssen. Zivil­courage, die Diskri­m­inierung in jeglich­er Form unterbindet und gegen Ras­sis­mus und Has­skom­mentare ein­ste­ht und somit an Hochschulen einen Ort der Sicher­heit schafft, ist maßge­blich dafür, dass sich Studierende sich­er fühlen und sich keine Sor­gen machen müssen. Nur an Cam­pus, die diskri­m­inierungs­frei sind, kön­nen Studierende stress­frei dem Hochschu­lall­t­ag nachge­hen. Doch sie müssen nicht nur frei von Diskri­m­inierung sein, son­dern auch die Vielfalt der Studieren­den begrüßen und eine soziale Inte­gra­tion fördern. Ger­ade für Studierende, die für das Studi­um in eine neue Stadt ziehen, ist das Ankom­men am Hochschul­stan­dort häu­fig nicht ein­fach. Dies bet­rifft nicht nur, aber ins­beson­dere auch Inter­na­tion­als. Es soll­ten entsprechend Unter­stützung­spro­gramme aufge­baut wer­den, die das Ein­leben und Wohlfühlen vere­in­fachen und Ver­net­zung zu anderen Studieren­den fördern. 

Ein Wohlfühlcam­pus entste­ht zudem durch entsprechende Räum­lichkeit­en. Hochschulen müssen nicht nur die ein­gangs erwäh­n­ten ergonomis­chen Sitz­plätze bieten, son­dern auch Rück­zug­sorte, stille Arbeit­splätze und Ruheoasen. Best-Prac­tice-Beispiele wie beispiel­sweise Chill-out-Areas, Ses­sel zum Zurückziehen in Bib­lio­theken oder Pause- und Aufen­thalt­sräume sind an vie­len Hochschulen zu find­en. Ein grün­er Cam­pus wie in Augs­burg mit Platz in der Natur kann zudem den Wohlfühlfak­tor an Hochschulen fördern. Dies ist nicht nur pos­i­tiv für die stu­den­tis­che Gesund­heit, son­dern fördert auch eine län­gere Aufen­thalts­dauer an den Hochschul­stan­dorten. Dies wiederum lässt eine ver­stärk­te Ver­net­zung und einen Aus­tausch mit Studieren­den aus dem eige­nen oder anderen Fäch­ern zu. Dass ein solch­er Aus­tausch Inno­va­tio­nen ermöglicht, kreative Lösungs­find­ung bewirkt und eine Erweiterung des Hor­i­zonts schafft, ist offen­sichtlich. Grup­pe­nar­beit­sräume kön­nen dies eben­falls fördern, während sie zeit­gle­ich weniger Iso­la­tion in den Prü­fungsphasen bedeuten. 

Abschließend weist der BayStu­Ra auf einen der wichtig­sten Erfol­gs­fak­toren für stu­den­tis­che Gesund­heit hin: Kom­mu­nika­tion und Aus­tausch. Egal ob Aus­tauschrun­den über Krankheit­en, Infor­ma­tio­nen zu Krankheit­en und ihren Hin­ter­grün­den oder die Kom­mu­nika­tion von Beratungs- und Unter­stützungsange­boten: Nur dadurch, dass über stu­den­tis­che Gesund­heit in all ihren Facetten gesprochen wird, wer­den Erkrankun­gen ent­tabuisiert, Bewusst­sein geschaf­fen und Lösun­gen entwick­elt [13], [14]. Nur durch Kom­mu­nika­tion kön­nen Mythen aufgek­lärt wer­den und kann Ablehnung von Hil­f­sange­boten – aus Angst, im späteren Beruf­sleben Nachteile zu erlei­den – ent­ge­gengewirkt wer­den. Es ist daher maßge­blich, dass die Prä­si­di­en der Hochschulen sich der Prob­lematik annehmen und sie zu einem zen­tralen The­ma der gesamten Hochschule machen. Sie kön­nen auf diesem Weg sich­er­stellen, dass Lehre und Studi­um der stu­den­tis­chen Gesund­heit förder­lich sind und Nach­wuch­stal­ente nicht aus­ge­bran­nt oder krank die Hochschule ver­lassen. Stark­er sozialer Zusam­men­halt kann an dieser Stelle auch eine inten­si­vere Auseinan­der­set­zung mit Lehrin­hal­ten bewirken, was die Qual­ität der Aus­bil­dung verbessert [15]. Durch entsprechen­des Man­age­ment wird die Hochschule ein Ort des kreativ­en Aus­tauschs, an dem sich alle Sta­tus­grup­pen wohlfühlen und – in let­zter Kon­se­quenz – in ihren Bere­ichen zukun­ft­strächtige Entwick­lun­gen vorantreiben. 

Lit­er­atur 

[1] J. Steinküh­ler u. a., „Die Studieren­den­be­fra­gung in Deutsch­land: best3“, Deutsches Zen­trum für Hochschul- und Wis­senschafts­forschung GmbH (DZHW), Dez. 2023. [Online]. Ver­füg­bar unter: https://www.studierendenwerke.de/beitrag/die-studierendenbefragung-in-deutschland-best3-studieren-mit-einer-gesundheitlichen-beeintraechtigung 

[2] Deutsches Insti­tut für Betrieblich­es Gesund­heits­man­age­ment und Gesund­heit­sen­twick­lung, „Gesun­der Arbeit­splatz Büro“, Deutsches Insti­tut für Betrieblich­es Gesund­heits­man­age­ment und Gesund­heit­sen­twick­lung. Zuge­grif­f­en: 29. Novem­ber 2024. [Online]. Ver­füg­bar unter: https://www.institut-betriebliches-gesundheitsmanagement.de/ergonomischer-arbeitsplatz/ 

[3] Der Spiegel, „So leben, ler­nen, lieben Stu­den­ten in Deutsch­land“, Der Spiegel, 27. Juni 2017. Zuge­grif­f­en: 29. Novem­ber 2024. [Online]. Ver­füg­bar unter: https://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/sozialerhebung-so-geht-es-studenten-in-deutschland-a-1154524.html 

[4] Friedrich-Alexan­der-Uni­ver­sität Erlan­gen-Nürn­berg, „Pro­jek­tvi­sio­nen von FAUbe­wegt“. Zuge­grif­f­en: 29. Novem­ber 2024. [Online]. Ver­füg­bar unter: https://www.fau-gesund.fau.de/studierende/projekt-faubewegt/ 

[5] Bay­erisches Staatsmin­is­teri­um für Wis­senschaft und Kun­st, „Hochschul­sport; Buchung von Kursen aus dem Sport­pro­gramm“, Bay­ern­Por­tal. Zuge­grif­f­en: 29. Novem­ber 2024. [Online]. Ver­füg­bar unter: https://www.bayernportal.de/dokumente/leistung/571313234433 

[6] Forschung & Lehre, „HRK fordert gezielte Imp­fange­bote für Studierende“, Forschung & Lehre, 28. Mai 2021. Zuge­grif­f­en: 29. Novem­ber 2024. [Online]. Ver­füg­bar unter: https://www.forschung-und-lehre.de/politik/hrk-fordert-gezielte-impfangebote-fuer-studierende-3750 

[7] Hochschule Bre­men, „Gesunde Hochschule: HSB und Krankenkassen set­zen Koop­er­a­tion fort“, Hochschule Bre­men. Zuge­grif­f­en: 29. Novem­ber 2024. [Online]. Ver­füg­bar unter: https://www.hs-bremen.de/die-hsb/aktuelles/nachricht/gesunde-hochschule-hsb-und-krankenkassen-setzen-kooperation-fort/ 

[8] Deutsches Studieren­den­werk, „Studieren mit psy­chis­chen Erkrankun­gen: Aktuelle Befunde und Her­aus­forderun­gen“. Zuge­grif­f­en: 29. Novem­ber 2024. [Online]. Ver­füg­bar unter: https://www.studierendenwerke.de/beitrag/studieren-mit-psychischen-erkrankungen-aktuelle-befunde-und-herausforderungen 

[9] A. Braun, „Psy­chis­che Erkrankun­gen: Zu wenig Unter­stützung für Studierende“, SWR. Zuge­grif­f­en: 29. Novem­ber 2024. [Online]. Ver­füg­bar unter: https://www.swr.de/wissen/anteil-psychischer-erkrankungen-bei-studierenden-stark-angestiegen-100.html 

[10] K. Dis­tler, „Heit­er bis wolkig – Psy­chis­che Erkrankun­gen im Studi­um“, Zen­trum für Recht und Dig­i­tal­isierung Saar­brück­en. Zuge­grif­f­en: 29. Novem­ber 2024. [Online]. Ver­füg­bar unter: https://www.zrd-saar.de/de/ZRDyoung/Beitraege/Details/Heiter-bis-wolkig-Psychische-Erkrankungen-im-Studium.html 

[11] S. Wey­bright, „Pet­ting ther­a­py dogs enhances think­ing skills of stressed stu­dents“, WSU Insid­er. Zuge­grif­f­en: 29. Novem­ber 2024. [Online]. Ver­füg­bar unter: https://news.wsu.edu/press-release/2021/05/12/petting-therapy-dogs-enhances-thinking-skills-stressed-college-students/ 

[12] J. Fis­ch­er und M. Tim­mann, „Stim­men zum Stu­den­tis­chen Gesund­heits­man­age­ment an Hochschulen“, in Hand­buch Stu­den­tis­ches Gesund­heits­man­age­ment — Per­spek­tiv­en, Impulse und Praxi­sein­blicke, M. Tim­mann, T. Paeck, J. Fis­ch­er, B. Steinke, C. Dold, M. Preuß, und M. Sprenger, Hrsg., Berlin, Hei­del­berg: Springer, 2022, S. 3–15. doi: 10.1007/978–3‑662–65344-9_1. 

[13] BARMER, „Selb­sthil­fe­grup­pen: So hil­ft Selb­sthil­fe“. Zuge­grif­f­en: 29. Novem­ber 2024. [Online]. Ver­füg­bar unter: https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/psyche/sucht/selbsthilfegruppen-faq-1058392 

[14] Deutsches Ärzteblatt, „Gesellschaft über Depres­sio­nen aufk­lären, um Betrof­fe­nen zu helfen“, Deutsches Ärzteblatt, 29. Sep­tem­ber 2023. Zuge­grif­f­en: 29. Novem­ber 2024. [Online]. Ver­füg­bar unter: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/146226/Gesellschaft-ueber-Depressionen-aufklaeren-um-Betroffenen-zu-helfen 

[15] C. Chen, F. Bian, und Y. Zhu, „The rela­tion­ship between social sup­port and aca­d­e­m­ic engage­ment among uni­ver­si­ty stu­dents: the chain medi­at­ing effects of life sat­is­fac­tion and aca­d­e­m­ic moti­va­tion“, BMC Pub­lic Health, Bd. 23, Nr. 1, Art. Nr. 1, Dez. 2023, doi: 10.1186/s12889-023–17301‑3. 

Nach oben scrollen