Das vorliegende Grundsatzprogramm dient dem Bayerischen Landesstudierendenrat als strategische Orientierung und bietet Mitgliedern ebenso wie Verantwortungsträger*innen des Gremiums einen Rahmen. Das Programm definiert Ziele und Prinzipien, die als Grundlage für Entscheidungen und Entwicklungen dienen. Mit unserem Grundsatzprogramm skizzieren wir unsere Vision der Hochschullandschaft im Jahr 2035, um ein erstrebenswertes Zielbild zu verdeutlichen. Die sich anschließenden konkreten Maßnahmen beschreiben messbar und zeitlich fixiert die notwendigen Schritte, die von Studierenden, Hochschulen und Politik eingeleitet werden müssen, um die Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Kurzübersicht Vision der Hochschullandschaft 2035 Forschung, Lehre und Studium Studierende lernen nicht mehr nur für den Abschluss, sondern zur direkten Anwendung ihres Wissens. Digitale Kompetenzen sind nicht mehr nur ein Zusatz, sondern ein selbstverständlicher Bestandteil jedes Studiengangs. Studierende arbeiten unter anderem in interdisziplinären Teams an realen Herausforderungen, die in Kooperation mit Unternehmen und Forschungseinrichtungen entwickelt werden. Praktische Erfahrungen werden besser anerkannt und fließen direkt in die Studienleistungen ein. Neben fachlicher Expertise werden gezielt Soft Skills wie Kommunikationsfähigkeit, Teamarbeit und Kreativität gefördert. Interkulturelle Kompetenz ist durch internationale Zusammenarbeit und praxisnahe Projekte fester Bestandteil der Ausbildung. Hochschulen weltweit sind digital und organisatorisch vernetzt, um Studierenden den Zugang zu globalen Ressourcen, Austauschprogrammen und internationalen Forschungsprojekten zu ermöglichen. Virtuelle Netzwerke und länderübergreifende Kooperationen erleichtern die Zusammenarbeit und schaffen ein globales Lernumfeld. Die enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaft stellt sicher, dass Studieninhalte den aktuellen Anforderungen des Arbeitsmarktes entsprechen. Unternehmen sind in die Lehre eingebunden, bieten Mentoring-Programme an und beteiligen sich an praxisnahen Projekten. Studierende profitieren von frühen Praxiserfahrungen, wodurch der Übergang in den Beruf erleichtert wird. Prüfungsformate haben sich modernisiert: Anstelle starrer Klausuren stehen kompetenzorientierte Prüfungen, kontinuierliche Leistungsbewertungen und projektbasierte Arbeiten im Fokus. Das Studium ist individualisiert und berücksichtigt unterschiedliche Lerntypen, Bedürfnisse und Lebensrealitäten der Studierenden. Ein weiteres Kernanliegen ist die Berücksichtigung der mentalen Gesundheit in der Lehre. Besonders die Staatsexamina wurden reformiert, um Druck zu reduzieren und nachhaltiges Lernen zu fördern. Eine Wissensabfrage des gesamten Stoffs einiger Semester auf wenige Tage findet nicht mehr statt. Stattdessen werden bereits während des Studiums Leistungen tatsächlich anerkannt und finden Ausdruck in vollintegrierten, akkreditierten Bachelorprogrammen. Studierende erhalten Unterstützung durch Mentoring-Programme, Coaching und spezielle Lehrkonzepte, die Resilienz und Achtsamkeit stärken. Ein offener Feedback-Prozess zwischen Studierenden, Lehrenden und Praxispartner*innen ermöglicht außerdem eine ständige Weiterentwicklung der Lehrkonzepte. Studierende können aktiv Einfluss auf die Gestaltung ihres Studiums nehmen und tragen dazu bei, die Hochschulen kontinuierlich an aktuelle Bedürfnisse anzupassen. Berufungen Auch Berufungsverfahren haben sich verändert. 2035 ist die didaktische Kompetenz bei der Berufung von Professor*innen gleichwertiges Kriterium zum wissenschaftlichen Output. Dafür nehmen alle Neuberufenen an vergüteten Fortbildungen teil, unter anderem zu den Themen Machtmissbrauch, innovative Lehre und Nachhaltigkeit. Bei diesen Berufungsverfahren sind Studierende stärker beteiligt, werden für ihre Aufwände angemessen entschädigt und können beispielsweise ein Vetorecht ausüben. Die Probevorlesungen bei den Berufungsverfahren sind hochschulöffentlich. Es sind strukturelle Maßnahmen und Anreize implementiert, damit die Diversität der Professor*innenschaft die Diversität der Zeit abbildet und auch unterrepräsentierte Gruppen gleichgestellt sind. Nachhaltigkeit Soziale Nachhaltigkeit Studierende sind eine diverse Gruppe, die aus den unterschiedlichsten Personen besteht und deren Lebensrealität stark variiert. Im Jahr 2035 können alle Studierenden unabhängig von ihrem vorhochschulischen Leben gleichberechtigt und vollumfänglich am Hochschulleben teilnehmen. Studierende können unabhängig von der finanziellen Situation ihrer Eltern ein Studium bestreiten und es gibt ausreichend bezahlbaren Wohnraum für Studierende in der Nähe ihrer Hochschule. Die Lebenserhaltungskosten sind von den Förderungen, die alle Studierenden beantragen können, gedeckt und die finanzielle Situation ermöglicht es, sich in die Gesellschaft einzubringen und am sozialen Leben teilzunehmen. Um die außerordentlichen Kosten während eines Pflichtpraktikums zu decken, wird diese Arbeit grundsätzlich vergütet. Hochschulen sind familienfreundliche Orte und ermöglichen allen Hochschulmitgliedern eine adäquate Betreuung von Familienmitgliedern. Vorlesungen können mit Kindern besucht werden und es gibt Möglichkeiten zur Individualisierung der Stundenpläne. Zudem gibt es zuverlässige Betreuungsmöglichkeiten für Kleinkinder und Kinder, um die Teilnahme der Eltern an allen Hochschulveranstaltungen zu gewährleisten. Um eine Teilnahme aller Studierenden zu ermöglichen, werden hierfür geeignete Lehrveranstaltungen hybrid angeboten. Zudem sind Kerninhalte von Vorlesungen im Nachhinein online abrufbar. Eine Prüfungsleistung ist nicht an die Anwesenheit in Vorlesungen gekoppelt. Menschen mit Behinderungen und oder chronischen und psychischen Beeinträchtigungen können an allen Veranstaltungen teilnehmen. Alle Mitarbeiter*innen sind sensibilisiert für die Lebensrealitäten von Menschen mit Behinderungen und chronischen oder psychischen Beeinträchtigungen. Der Einsatz von Hilfsmitteln wie bspw. FM-Anlagen, die die Hochschulen den Studierenden anbieten können, sowie Ruheräume, sind an Hochschulen vollumfänglich etabliert, finanziell vom Staat gefördert und die Infrastruktur ist dementsprechend an die Bedürfnisse angepasst. Assistenztiere können mit in die Vorlesungen gebracht werden. Studierende mit Einschränkungen des Hörens haben die Möglichkeit, dass Vorlesungen auch in Gebärdensprache übersetzt werden. Rollstuhlfahrende haben zu allen Hochschulgebäuden barrierearmen Zugang und eine zuverlässige und adäquate Pflege und Beleuchtung der Wege. Das Thema Gesundheit hat einen besonderen Stellenwert in der bayerischen Hochschullandschaft. Gerade ein Studium kann durch den Leistungsdruck und Prüfungsstress eine gesundheitliche Belastung darstellen. Studierende erleben darum an ihren Hochschulen einen empathischen Umgang mit gesundheitlichen Problematiken. An den Hochschulen gibt es Beratungs- und Aktionsangebote, um ein größeres Bewusstsein für diese Thematik zu schaffen und um das campusweite Wohlbefinden und die mentale Gesundheit zu fördern. Die Hochschulen in Bayern sind Orte, an denen Menschen mit unterschiedlichen Geschlechtsidentitäten, Ethnien und Religionen respektvoll behandelt werden. Hochschulgemeinden haben eine offene und empathische Haltung und konkrete Pläne zur Förderung der Gleichstellung. Um Studierende unterschiedlicher Glaubensrichtungen zu unterstützen, gibt es Meditationsräume, die auch für Gebete oder andere religiöse Praktiken genutzt werden können. Auch sind flächendeckend Hygieneartikel bereitgestellt. Die Benotung der Studierenden ist unbeeinflusst von solchen Faktoren wie Namen, Herkunft oder Geschlechtsidentität. Zudem gibt es regelmäßigen Austausch unter den Studierenden und Mitarbeitenden der Hochschulen zu den unterschiedlichen Geschlechtsidentitäten, Ethnien und Religionen. Die bayerischen Hochschulen sind transkulturell. Ökologische Nachhaltigkeit 2035 haben sich auch die Mensen erheblich gewandelt, sie bieten Gerichte aus hauptsächlich regionalen und saisonalen Produkten an. Die Standardgerichte sind preiswert, abwechslungsreich und vollwertige Mahlzeiten. Außerdem sind sie vegan und klimaschonend ausgelegt. Tierische Beilagen gibt es optional dazu, sie stammen aus der Region und entspringen biologischer, artgerechter Haltung. Allergene werden transparent gekennzeichnet und es gibt Alternativgerichte für Studierende mit Unverträglichkeiten. Durch eine ökologisch verträgliche Kreislaufwirtschaft der gesamten Hochschulgastronomie wird Lebensmittelverschwendung minimiert und urbane Landwirtschaft eingebettet. Die Hochschulen informieren alle